Zwischen Abschied und Aufbruch: Wie Frauen ihre Wechseljahre deuten
Was bedeutet es, als Frau zwischen 40 und 65 Jahren in einer Gesellschaft älter zu werden, die Jugend idealisiert? Wie erleben Frauen ihre Körper, ihre Rollen, ihre Arbeit und ihre Beziehungen in einer Zeit tiefgreifender Veränderungen? Das Forschungsprojekt „WECHSELZEIT“ geht diesen Fragen erstmals mit einem sozialwissenschaftlich fundierten, quantitativen Ansatz nach.
Der gesellschaftliche und wissenschaftliche Diskurs rund um die Wechseljahre ist bislang stark medizinisch geprägt. Im Vordergrund stehen hormonelle Veränderungen, klinische Symptome und therapeutische Maßnahmen. Was hingegen fehlt, ist eine umfassende Auseinandersetzung mit den psychosozialen Dimensionen dieses biografischen Übergangs – etwa mit Fragen der sozialen Sichtbarkeit, der Rollenveränderung oder der individuellen Gestaltungsmöglichkeiten.
Genau hier setzt das Forschungsprojekt an. Im Zentrum der Studie steht das Erleben der Wechseljahre aus Sicht der betroffenen Frauen. Analysiert werden unter anderem die Veränderungen von Selbstbild und Identität, Partnerschaft und Sexualität, beruflicher Teilhabe und Sinnorientierung. Ziel ist es, ein differenziertes Bild dieser biografischen Übergangsphase zu zeichnen, gesellschaftliche Deutungsmuster sichtbar zu machen und Impulse für Beratung, Gleichstellung und Gesundheitsförderung zu geben.
Damit schließt das Projekt eine bedeutende Forschungslücke, indem es eine groß angelegte quantitative Erhebung zur Selbstwahrnehmung von Frauen in den Wechseljahren durchführt. Im Fokus stehen dabei sowohl Herausforderungen wie Verunsicherung, gesellschaftliche Unsichtbarkeit oder berufliche Einschränkungen als auch Potenziale wie Selbstbestimmung, Neuorientierung und persönliche Entfaltung.
Mit seinen Ergebnissen bringt das Vorhaben erstmals ein vielschichtiges, empirisch fundiertes Bild einer Lebensphase hervor, die über 9 Millionen Frauen in Deutschland betrifft – aber in Forschung, Politik und Praxis bislang wenig beachtet wird. Sie liefert:
- Erkenntnisse für Gleichstellungspolitik und Frauengesundheit,
- Impulse für Arbeitgeber und psychosoziale Beratung,
- Grundlagen für diversitätssensible Unterstützungsangebote.
Die Studie „WECHSELZEIT“ ist damit eine Vorbereitung des BMBF-Projekt „MENOPAUS+“. In diesem zukünftigen Projekt soll ein „Menopausen-Kompass“ entwickelt werden, der als praxisnahes betriebliches Tool zur Förderung von Teilhabe und geschlechtergerechter Arbeitsgestaltung beitragen soll.
Projektbeteiligte
Prof. Dr. Claudia Rahnfeld ist Professorin für Angewandte Sozialwissenschaften an der Dualen Hochschule Gera-Eisenach. Ihre Forschung konzentriert sich auf soziale Ungleichheit, Geschlechterverhältnisse und biografische Entscheidungsprozesse – insbesondere dort, wo gesellschaftliche Normen individuelle Lebenswege prägen. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf bislang wenig erforschten Lebensphasen und Familienmodellen. So leitete sie die Studie „Gewollte Kinderlosigkeit“, in der sie gemeinsam mit Annkatrin Heuschkel die Motive kinderloser Frauen empirisch untersuchte. In der jüngsten Studie „Männer, Männlichkeiten und (eigene) Kinder“ analysiert sie Entscheidungsprozesse von Männern im Spannungsfeld zwischen Männlichkeitsbildern und Elternschaft. Mit ihrer praxisnahen, fundierten Forschung leistet sie einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung gesellschaftlicher Debatten über Geschlechterrollen, Familienplanung und individuelle Lebensgestaltung.
Als ärztliche Partnerin bringt Anny-Sophia Köppen, Fachärztin für Gynäkologie und Leiterin des Zentrums PureGyn Leipzig, ihre umfassende Erfahrung in der Begleitung von Frauen in der Lebensmitte in das Projekt ein. Sie steht für eine moderne, ganzheitliche Sicht auf Frauenmedizin.
Mit dabei ist zudem Anna Lindner, Sozialpädagogin und Sexualberaterin, Autorin und Gründerin des Netzwerks frau anna. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen in der frauenzentrierten Beratung, sexualpädagogischen Bildungsarbeit sowie der Entwicklung gendersensibler Unterstützungsangebote
Ihre Ansprechpartnerinnen
Prof. Dr. Claudia Rahnfeld
Studienrichtungsleiterin Soziale Dienste / Professorin für Angewandte Sozialwissenschaften

Telefon: 0365 / 4341-209
E-Mail: claudia.rahnfeld@dhge.de
Website: Prof. Dr. Claudia Rahnfeld_Claudia
Haus D (Haupthaus) 105